Zwischen kalendarischem und biologischem Alter liegen oft Jahre. Ob man körperlich jünger oder älter ist, kann jeder leicht selbst herausfinden. Diese Tests helfen.
„Das Alter ist doch nur eine Zahl!“ An Geburtstagen hört man nicht selten solch aufmunternde Sätze. Und tatsächlich haben sie einen wahren Kern. Denn neben dem kalendarischen Alter, also der Anzahl der Jahre, die eine Person schon am Leben ist, gibt es auch ein biologisches. Dieses beschreibt, wie gut (oder schlecht) wir körperlich in Schuss sind.
So kann ein Mensch Ende 30 so fit wie mit Anfang 20 sein, während ein anderer bereits das Sterberisiko eines Rentners besitzt. Zigaretten, Alkohol, Ernährung, Bewegung oder Stress – meist liegt es am Lebensstil, ob man lange jung bleibt oder vorzeitig altert. Um das biologische Alter zu bestimmen, untersuchen Mediziner zum Beispiel die Herz-, Leber- und Nierenfunktion, analysieren Cholesterinwerte oder den Zustand der Blutgefäße. Doch auch ganz alltägliche Dinge verraten einiges.
- Schritt-Tempo
Die Schrittgeschwindigkeit ist einer der zuverlässigsten Marker für das biologische Alter. Den Zusammenhang zwischen Gesundheitsstatus und Gehtempo bestätigt unter anderem eine Studie der Duke University, die dazu auf Gesundheitsdaten von 45-jährigen Männern und Frauen zurückgriff, die seit ihrer Geburt regelmäßig vermessen wurden. Das wenig überraschende Ergebnis: Wer schnell gehen kann, ist allgemein fitter und biologisch jünger. Die „Schleicher“ hingegen waren um rund fünf Jahre schneller gealtert als die flottesten Geher. Dies zeigt sich unter anderem am Zustand der inneren Organe und der Zähne sowie der Muskelkraft.
Test: Zwischen 21 und 40 Jahren sollte man rund 100 Schritte pro Minute schaffen. Wer älter ist, darf es etwas langsamer angehen lassen.
- Händedruck
Der Handschlag mancher Menschen ist kaum spürbar, andere dagegen sind regelrechte „Knochenbrecher“. Eine Frage des Charakters, sicher, für britische Forscher aber auch ein Hinweis auf das biologische Alter. In einer Studie entdeckten sie nämlich etwas Interessantes: Ältere Personen mit einem eher schlaffen Händedruck hatten ein im Schnitt 67 Prozent höheres Sterberisiko als solche, die kraftvoll zupackten. Woran das liegt? Vermutlich ist die Griffkraft eine Art Frühwarnsystem. Sinkt diese, scheint etwas mit den Muskelzellen und daher auch mit den Blutgefäßen, die sie mit Sauerstoff versorgen sollen, nicht zu stimmen. Wissenschaftler aus Kanada bestätigen das: Nimmt die Greifkraft innerhalb von vier Jahren um fünf Kilogramm ab, steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 16 Prozent.
Test: Gemessen wird die Griffkraft per Dynamometer, das man, so fest es geht, umfasst. Männer zwischen 30 und 49 sollten auf eine Griffkraft von 54 Kilogramm kommen, Frauen auf rund 35 Kilogramm.
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- Aufstehen
Eine einfache Übung, der sogenannte Sitting-Rising-Test, ist laut brasilianischen Wissenschaftlern ein grober Hinweis darauf, wie es um das biologische Alter eines Menschen bestellt ist. Sie baten dafür ihre 51- bis 80-jährigen Probanden, sich auf den Boden zu setzen und anschließend wieder aufzurichten – möglichst ohne zu wackeln oder sich abzustützen. Nach sechs Jahren nahm man die Sterberate unter die Lupe. Und siehe da: Nahezu alle Teilnehmer mit guten bis sehr guten Ergebnissen waren noch am Leben – darunter auch einige der ältesten. Die Übung, so die Forscher, sage vordergründig etwas über den Status von Beweglichkeit, Muskelkraft und Koordination aus. Aber auch der Fitnesszustand von Herz und Kreislauf deute sich dadurch an.
Test: Auf einen Stuhl setzen und innerhalb von 30 Sekunden möglichst oft aufstehen und hinsetzen. Frauen zwischen 60 und 69 sollten das zwölf, Männer 14 Mal hinbekommen.
- Einbeinstand
Auf einem Bein stehen, mag wie ein Kinderspiel klingen. Doch mit zunehmendem Alter wird daraus nicht selten eine wackelige Angelegenheit. Das erhöht nicht nur die Sturzgefahr, sondern signalisiert auch ein steigendes Sterberisiko. Einen Grund dafür könnten japanische Forscher gefunden haben. Ihre Probanden sollten so lange wie möglich im Einbeinstand verharren; danach scannte man ihr Gehirn per MRT. Dabei zeigte sich: Je schlechter das Gleichgewicht, desto mehr Gefäßschäden, die über kurz oder lang zu Schlaganfällen und geistigem Verfall führen können.
Test: Augen schließen und auf ein Bein stellen. Männer zwischen 70 und 79 sollten zum Beispiel rund drei Sekunden schaffen. Kommen sie auf das Doppelte, entsprechen sie der Leistung von zehn Jahre Jüngeren.
- Hautbild
Ein Indiz für das biologische Alter sticht sofort ins Auge: die Haut. Forscher aus Dänemark wollten es genau wissen und verglichen den optische Alterungsprozess von Zwillingen über mehrere Jahre hinweg. Ihr Fazit: Jener Zwilling, der jünger aussah, lebte in der Regel länger als sein Gegenpart. Was verstärkt Falten produziert, muss also auch im Inneren des Körpers Schaden anzurichten. Laut einer Zwillingsstudie aus den USA ist Zigarettenkonsum ein entscheidender Faktor. Demnach wirken rauchende Zwillinge rund 2,5 Jahre älter als ihre tabakabstinenten Geschwister. Der optische Verlust an Lebensjahren ist demnach eine Vorwarnung. Denn Nikotin, Teer & Co. lassen Organe wie Lunge oder Herz rasant altern und verkürzen so die Lebenszeit um über sechs Jahre.
Test: Etwas Haut kurz zusammendrücken. Wie lange diese braucht, um sich wieder zu glätten, bestimmt in etwa ihr biologisches Alter. Zum Beispiel: drei bis vier Sekunden = 30 bis 44 Jahre, fünf bis neun Sekunden = 45 bis 50 Jahre.
- Schlaf
Jeder kennt den Zustand nach einer Nacht mit zu wenig Schlaf. Man fühlt sich um Jahre gealtert. Das kommt nicht von ungefähr: Längst weiß die Wissenschaft, dass Schlafmangel den Alterungsprozess beschleunigt. So konnte beobachtet werden, dass Frauen, die über einen längeren Zeitraum hinweg weniger als sieben Stunden schliefen, biologisch schon zwei Jahre älter sind. Der Grund: Zu wenig Schlummer stört die Zellerneuerung, schadet dem Immunsystem und bringt den Hormonhaushalt durcheinander.
- Denkgeschwindigkeit
Es mag überraschen, aber auch das Denken sagt etwas darüber aus, wie es uns körperlich geht. Laut einer Langzeitstudie aus den USA gehört diese menschliche Fähigkeit – speziell die Denkgeschwindigkeit – sogar zu den vier wichtigsten Faktoren zur Vorhersage der Lebenserwartung. So hatten Probanden, die in Tests zu Logik und Textverständnis eine stabile Auffassungsgabe zeigten, ein bis zu 17 Prozent geringeres Risiko, in den 29 Jahren der Studie zu versterben. Den Rückgang des Denktempos betrachten die Wissenschaftler als Warnsignal, das auf die Entstehung von kardiovaskuläre Erkrankungen hindeutet. Diese hätten auch Auswirkungen auf das Gehirn – und ließen es altern.