„Porentief rein“, „absolut keimfrei“ und „hygienisch sauber“ – kaum eine Reklame für Haushaltsreiniger kommt ohne eines dieser Werbeversprechen aus. Und ginge es nach den Herstellern, müssten wir wohl in Reinräumen leben, um uns vor aggressiven Mikroorganismen und Krankheitserregern zu schützen. Dabei ist eine sterile Umgebung alles andere als gesund und kann uns auf Dauer sogar krank machen.
Aber warum sind fehlende Bakterien und Viren schlecht für unsere Gesundheit? Die Antwort ist einfach: Unser Immunsystem braucht den regelmäßigen Kontakt mit Mikroben, um sich auf die Gefahr einzustellen. Nur so können genügend Antikörper gebildet werden, die im Fall einer richtigen Infektion die Eindringlinge in Schach halten. Gerade für die gesunde Entwicklung von Kindern ist dieses permanente Immuntraining besonders wichtig.
Immunsystem muss beschäftigt werden
Fehlen dem Nachwuchs in einem klinisch sauberen Kinderzimmer die äußeren Reize, kann sich das Immunsystem nicht richtig ausbilden und ist ständig unterfordert. Die „gelangweilte“ Körperabwehr sucht sich in solchen Fällen andere Beschäftigungen. Die Folge sind Allergien oder Neurodermitis – typische Zivilisationskrankheiten, die von vielen Experten direkt mit übertriebener Hygiene im Haushalt in Verbindung gebracht werden.
Der Einsatz der beliebten chemischen Keulen ist eigentlich nur dann wirklich sinnvoll und gerechtfertigt, wenn ein Familienmitglied akut an einem Infekt leidet, beispielsweise der Grippe oder einem Magen-Darm-Virus. In solchen Fällen hilft möglicherweise ein Desinfektionsmittel, um andere Personen vor einer Ansteckung zu bewahren. Ansonsten sollten aggressive Reiniger im Schrank bleiben. Ein normales Allzweckputzmittel und regelmäßiges Wischen reichen im Alltag vollkommen, um die Belastung mit Mikroben auf einem gesunden Level zu halten.