Autofahrer vergessen beim Abbiegen viel zu oft den Schulterblick oder können wegen Sichtbehinderungen und ungünstig geführter Radwege gar nichts sehen. Deshalb kommt es häufig zu schweren Unfällen mit geradeaus fahrenden Radfahrern. Diese Konfliktsituation hat die Unfallforschung der Versicherer (UDV) in einem Forschungsprojekt detailliert untersucht und die Ergebnisse jetzt vorgestellt. Bei einem Crashtest wurden die dramatischen Auswirkungen eines solchen Abbiegeunfalls gezeigt. „Obwohl die beiden Protagonisten dabei nur mit etwa 20 km/h unterwegs waren“, erläutert Siegfried Brockmann, Leiter der UDV, „hätte ein Radfahrer bei einer solchen Konstellation schwerste oder gar tödliche Verletzungen davon getragen.“
Innerorts ist jeder 4. Getötete im Straßenverkehr ein Radfahrer. Als besonders gefährlich haben sich Konflikte zwischen abbiegenden Kraftfahrzeugen und geradeausfahrenden Radfahrern herausgestellt. Eine Unfallart, die fast ausschließlich vom Autofahrer verursacht wird und in 80 % der Fälle mit Verletzten endet.
An die Autofahrer appelliert Brockmann angesichts der oft unübersichtlichen Abbiegesituationen, den Schulterblick konsequent anzuwenden und im Zweifel auch mehrmals zu schauen. „Radfahrer sollten an Kreuzungen besonders aufmerksam sein und zur eigenen Sicherheit auch einmal auf ihr Vorfahrtsrecht verzichten“, rät Brockmann.
Fakten zu Radunfällen in Deutschland
- 2012 gab es 74.961 Unfälle mit Radfahrern und Personenschäden. Dabei wurden 417 Menschen getötet, 14.496 schwer und 64.835 leicht verletzt.
- Jeder 5. Schwerverletzte ist ein Radfahrer.
- Jeder 4. getötete und jeder 3. schwer verletzte Radfahrer verunglückten von alleine.
- Kein Rückgang der Fahrradunfälle von 2000 bis 2012
- 54 % der getöteten Radfahrer waren über 65 Jahre alt.
- Häufigste Fehler der Radfahrer: falsche Fahrbahn oder Straßenseite, Alkohol und Einfahren in den fließenden Verkehr
- Häufigste Fehler der Autofahrer: falsches Abbiegen, Nichtbeachten der Vorfahrt und Einfahren in den fließenden Verkehr