Ein Blick in die Zukunft des Autofahrens: Immer mehr Hersteller testen autonome Fahrsysteme. Die Versicherer haben sich jetzt der Frage gewidmet, wie sich das zukünftig auf die Beiträge auswirkt und wer bei Fehlern haftet, die nicht der Fahrer verursacht, sondern ein Autobauer.
Die Kfz-Versicherung ist eine der wichtigsten Sparten in Deutschland: Kein Auto darf auf die Straße, ohne dass es entsprechend mit einer Haftpflicht-Police abgesichert ist. Der Bundesverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat nun einen Blick in die Zukunft gewagt. Mit einer aktuellen Studie untersucht der Versicherer-Dachverband, wie sich das Autofahren bis zum Jahr 2035 ändern wird und welche Auswirkungen dies auf den Versicherungsschutz hat.
Versicherungsschutz wird wohl billiger
Ein zentrales Ergebnis der Studie: Der Versicherungsschutz könnte bis 2035 etwas billiger werden, und zwar im Schnitt um sieben bis 15 Prozent. Der Grund hat mit den technischen Hilfsmitteln zu tun, die viele Autofahrer schon heute verwenden. Einpark- und Notbrems- Assistenten zum Beispiel oder Systeme, die beim Abweichen von der Spur einen Signalton von sich geben, senken die Zahl der Unfälle. Zugleich werden Reparaturen teurer. Wenn zum Beispiel eine Windschutzscheibe ausgetauscht werden muss, erfordert das auch den Einsatz zusätzlicher Sensoren für die Assistenzsysteme. Das verteuert die Werkstattrechnung um geschätzt 30 Prozent.
Allerdings warnt der Dachverband der Versicherer auch davor, die Möglichkeiten der neuen Technik zu überschätzen. „Die neuen Systeme machen das Autofahren zwar sicherer, sie verbreiten sich im Fahrzeugbestand aber nur langsam und machen Reparaturen im Schadenfall teurer. Auf absehbare Zeit hat der technologische Fortschritt also nur geringen Einfluss auf das Schadengeschehen“, sagt Bernhard Gause, Mitglied der GDV-Geschäftsführung. Das habe auch damit zu tun, dass sich die Technik nur langsam ausbreite.
Kfz-Versicherer zahlt auch, wenn Technik versagt
Dennoch besteht die Hoffnung, dass die Assistenzsysteme der PKW die Unfallhäufigkeit reduzieren. Und sie sind damit auch eine Investition in die eigene Sicherheit. Was aber, wenn die Sensoren eines Rückfahrsystems oder ein Notbremsassistent selbst Ursache für einen Unfall sind? Solche Fälle sind schnell denkbar: Etwa, wenn die Sensoren der Einparkhilfe nicht funktionieren oder der Lenkpilot einem Vordermann in den Graben folgt.
Gut zu wissen: Auch für Unälle aufgrund von technischen Defekten zahlt ein Versicherer ohne Umstände. „Die Kfz-Haftpflichtversicherung deckt die Gefahren, die vom Betrieb eines Autos ausgehen – und nicht nur die Gefahr von Fahrfehlern“, erklärt der Jurist Tibor Pataki, Leiter der Abteilung Kraftfahrtversicherung beim GDV. Unter Umständen holt sich der Versicherer das Geld dann vom Autobauer zurück.
Der Versicherer leistet also auch, wenn deutsche Autofahrer teilautonome oder komplett autonome Fahrsysteme nutzen. Der dahinterstehende Gedanke ist die sogenannte Gefährdungshaftung: Jedes Auto ist grundsätzlich eine Gefahrenquelle für andere – Schäden können auch dann entstehen, wenn der Fahrer nichts falsch macht. Beispiele gibt es viele, etwa, wenn die Bremsen versagen oder eine Werkstatt pfuscht. Auch in diesen Fällen werden die Autohersteller später in Regress genommen.