Mallorca-Police:
Was Urlauber für ihren Mietwagen wissen sollten
Eine Kfz-Haftpflichtversicherung kommt bei einem Autounfall für Schäden auf, die Sie verursacht haben. Das gilt grundsätzlich auch im Ausland – aber hier ist der Schutz häufig auf niedrigere Summen begrenzt.
Wer mit einem Mietwagen im Ausland einen Unfall verursacht, muss sich womöglich am Schadenersatz selbst beteiligen. Der Grund: Die Kfz-Versicherung kommt nur für Schäden bis zur Deckungssumme auf, die im jeweiligen Land gilt – und die ist in vielen Fällen niedriger als in Deutschland. Hier kann eine Zusatzversicherung sinnvoll sein, die diese Differenz zum deutschen Standard für Deckungssummen schließt: die Mallorca-Police. Offiziell bezeichnet man sie als Versicherung für den Gebrauch fremder, versicherungspflichtiger Fahrzeuge.
Gut zu wissen
Was an der Mallorca-Deckung missverständlich sein kann: sie gilt nicht nur für die beliebte Balearen-Insel, sondern in der Regel in allen europäischen Ländern. Offiziell bezeichnet man sie als Versicherung für den Gebrauch fremder, versicherungspflichtiger Fahrzeuge. Ihren umgangssprachlichen Namen hat sie durch deutsche Touristen bekommen, die auf Mallorca gerne Mietwagen leihen. Der Begriff hat es aber sogar bei den Versicherern als Mallorca-Police, Mallorca-Klausel oder Mallorca-Deckung in die Verträge geschafft.
Wann ist eine Mallorca-Police sinnvoll?
In Deutschland kommt die Kfz-Haftpflichtversicherung in aller Regel im vollen Umfang für Schäden bei einem Unfall auf. Die gesetzlichen Mindestdeckungssummen liegen in Deutschland für Personenschäden bei 7,5 Millionen Euro und für Sachschäden bei 1,12 Millionen Euro. Diese Standardsummen werden von den meisten Kfz-Versicherungsverträgen übertroffen. In der Regel bieten die Versicherer deutlich höhere Versicherungssummen an, beispielsweise bis zu 100 Millionen Euro, weswegen Sie sich bei einem Unfall mit Ihrem eigenen Auto keine großen Sorgen um die finanziellen Folgen machen müssen.
Sind Sie jedoch mit einem Mietwagen im Ausland unterwegs, richtet sich der Versicherungsschutz grundsätzlich nach den Vorschriften im jeweiligen Land. Wer sich somit nicht entsprechend informiert und absichert, für den kann der Urlaub teurer werden als gedacht. Zum einen ist das Unfall-Risiko bei Mietwagen im Ausland höher: Die Umgebung ist nicht vertraut, die Steuerung ungewohnt und das Gelände stellt andere Anforderungen. Zum anderen gelten in vielen anderen Ländern geringere gesetzlich vorgeschriebene Deckungssummen. Dadurch wird eine eigene finanzielle Beteiligung an größeren Schäden, die mit dem Mietwagen verursacht wurden, wahrscheinlich.
Tabelle der Länder mit den geringsten Mindestdeckungssummen:
Land | Personenschäden in Euro | Sachschäden in Euro |
Albanien | 409.200 | 81.800 |
Azerbaijan | 26.700 | 2.700 |
Bosnien Herzegowina | 766.900 | 179.000 |
Moldavien | 259.000 | 51.800 |
Mazedonien | 675.000 | 337.500 |
Montenegro | 550.000 | 300.000 |
Serbien | 1.000.000 | 200.000 |
Türkei | 311.700 | 12.400 |
Quelle: Council of Bureaux (Stand: 30.01.2020) Beträge gerundet
Wenn die lokal geltende Deckungssumme nicht ausreicht, um den entstandenen Schaden zu decken, muss der Versicherte den Rest aus eigener Tasche bezahlen. Vor allem wenn andere geschädigt werden und dauerhaft auf Behandlung und Unterstützung angewiesen sind, ist das besonders schlimm und verursacht hohe Kosten. Im Ausland sollte man sich also nicht allein auf die Kfz-Versicherung des Mietwagens verlassen und die Mallorca-Deckung als zusätzliche Versicherung abschließen.
Die Police ist somit vor allem sinnvoll, wenn Sie ohnehin eine Kfz-Versicherung besitzen und im Ausland ein Auto, Motorrad oder Wohnmobil anmieten. Wenn Sie kein Auto besitzen, kann die Mallorca-Police in die private Haftpflichtversicherung eingeschlossen oder separat abgeschlossen werden.
Was deckt die Mallorca-Police ab?
Die Mallorca-Police erhöht die Deckungssumme der Kfz-Haftpflichtversicherung für Mietwagen im Ausland. Die Versicherung zahlt im Fall eines Unfalls die Differenz zwischen dem Schaden und der Deckungssumme. Angenommen, Sie verursachen mit Ihrem Mietwagen in der Türkei einen Sachschaden in Höhe von 300.000 Euro. Die Haftpflichtversicherung der Autovermietung zahlt lediglich einen Anteil bis 200.000 Euro. Für den Rest der Schadenersatzforderungen müssen Sie sie ohne zusätzlichen Schutz selbst aufkommen.
Mit einer Mallorca-Police übernimmt der Versicherer auch Folgekosten von Personenschäden, zum Beispiel Transport, Behandlung und Rehabilitation, sowie Reparaturen an Fahrzeugen Dritter, Gebäuden und Gegenständen. Da die Police Schutz innerhalb der Kfz-Haftpflicht bietet, deckt die Versicherung Schäden am eigenen Fahrzeug oder Verlust durch Diebstahl nicht ab. Diese Risiken vermeidet man am besten mit einer Vollkasko– bzw. Diebstahlversicherung beim Verleih vor Ort.
Wo und wie lange gilt die Mallorca-Police?
Versicherungen beschränken sich auf den gesamten Geltungsbereich der Europäischen Union, bzw. auf außergeografische Gebiete, die zur EU gehören. Dieser Bereich wird von Versicherern unterschiedlich definiert: Manche schließen nur den EU-Raum ein, andere auch außereuropäische Gebiete. Für Länder wie Russland oder die Türkei stellt sich die Frage, ob neben dem europäischen auch der asiatische Teil von der Versicherung abgedeckt wird. Lebens- bzw. Ehepartner sind häufig in den Versicherungsschutz der Mallorca-Police eingeschlossen. Wie lange sie gilt, wird auch vertraglich geregelt und hängt davon ab, ob sie in der Kfz-Versicherung enthalten ist. dieversicherer.de